Viele Fans vermissen die Stars aus den ehemaligen “Rote Rosen”-Staffeln. Doch die Telenovela muss sich immer wieder verändern, betonen Chefautorin Theresa Schwarz und Produzent Jan Diepers.
Seit 2006 läuft “Rote Rosen” nun schon in der ARD. Derzeit wird die 20. Staffel ausgestrahlt, in deren Zentrum Sandra und ihre Tochter Nici stehen und nach der großen Liebe suchen. Natürlich gibt es auch zahlreiche alteingesessene Fanlieblinge wie auch Neuzugänge, die eine Storyline der Staffel erhalten haben.
Doch nicht jede/r Zuschauer:in wird so recht warm mit den neuen Geschichten. Immer wieder üben Fans auf Social Media Kritik an der Serie. Da heißt es in der Kommentarspalte auf dem offiziellen “Rote Rosen”-Account beispielsweise: “Ich gucke das leider nicht mehr, schon seit der vorigen Staffel. Schauspieler und Storys gefallen mir nicht. Vielleicht wird’s ja wieder, irgendwann” oder auch: “Sieht es jetzt so bei den „Roten Rosen“ aus? Nach Pandemie und in Zeiten von Krieg und Verteuerung ein Stückchen „Normalität“? Fehlanzeige! Probleme über Probleme… Schade. Wir sehnen uns nach den „Guten Alten Zeiten“ und ein Stückchen Normalität. Dann werden wir auch wieder schauen.” Und nicht wenige wünschen sich Serienlieblinge aus den vergangenen Staffeln zurück.
So einfach zu realisieren ist das aber nicht, sagen Chefautorin Theresa Schwarz und Produzent Jan Diepers. Im “TVMovie Online”-Interview verrieten sie uns, warum ehemalige Figuren nicht oft zurückgeholt werden, warum manch eine Rolle polarisieren muss, Schicksalsschläge gewollt sind und inwiefern sich “Rote Rosen” in den vergangenen Jahren verändert hat.
“Rote Rosen”: Darum gibt es immer wieder neue Figuren
Der “Rote Rosen”-Cast unterliegt ständigen Wechseln. Foto: Instagram/Rote Rosen
“Ich sage mal so: Ich bin schon ein bisschen länger hier und in jeder Staffel, wenn neue Leute kommen, wünschen sich ganz viele die alten Charaktere zurück. Das ist aber auch normal, weil man sich in einem täglichen Format an die Leute gewöhnt und man sie irgendwann auch gern hat”, erklärt Theresa Schwarz. “Aber im Sinne der Geschichte, ist es auch gut, Veränderungen zu haben. Wenn wir immer noch genau die gleichen Charaktere wie vor 16 Jahren hätten, dann würden wir nicht mehr laufen, weil die Geschichten irgendwann auch wirklich auserzählt sind. Man muss immer mal wieder etwas Neues reinwerfen und Figuren, die wieder Spannung mitbringen.”
Solche Figuren sind beispielsweise Nici und Bernd. ”‘Rote Rosen bildet einfach sehr stark Lebenswirklichkeiten ab. Das heißt, dass uns manchmal auffällt, dass bestimmte Sachen über oder unterrepräsentiert sind – die, die zum normalen Leben in der Gesellschaft dazugehören. Und so ist zum Beispiel auch die Geschichte um Nici entstanden. Wir haben gesagt: Das ist mittlerweile die Lebenswirklichkeit, und die ist absolut erzählenswert, weil es einfach verschiedene Meinungen, Haltungen dazu gibt”, sagt Jan Diepers. Das “Rote Rosen”-Team suche nach Geschichte, zu denen Leute eine Meinung hätten. “Und die muss nicht unbedingt so sein, dass sie sagen ‘Oh, das, was uns da erzählt wird, ist total super!’ Wir alle kennen zum Beispiel auch den Typen, der eigentlich nur peinlich ist und schlechte Witze macht. Und genau den erfinden wir dann als Figur. Das ist dann bei uns in der Serie zum Beispiel der Bernd. Der ist jemand, der polarisiert, weil es einen Haufen Leute und Zuschauer gibt, die die Figur nicht mögen. Aber genau dann haben wir unseren Job gut gemacht!”
Seine Kollegin ergänzt: “Wir berechnen natürlich mit ein, dass zum Beispiel eine Figur wie Bernd – deswegen hat er seine Ecken und Kanten – polarisiert. Das gehört auch zum Geschichten erzählen dazu, also dass unsere Handlungen möglichst so präzise sind, dass der Zuschauer sich mitgenommen fühlt und weiß, in welche Richtung es geht.”
“Rote Rosen”-Chefautorin: “Wie kann man den Figuren am meisten wehtun?”
Für viele Fans sind sie ein Traumpaar: Philip und Carla. Foto: ARD/Svenja von Schultzendorf
Damit das Script unterhaltsam bleibt, orientieren sich Theresa Schwarz und ihr Team vor allem an einer Frage, verrät sie. “Wie kann man den Figuren am meisten wehtun? Das erzeugt natürlich Emotionen und da generieren sich dann eben die Geschichten raus”, erklärt die “Rote Rosen”-Autorin die häufigen Schicksalsschläge ihrer Figuren – auch wenn sich viele Zuschauer:innen ein Happy End für sie wünschen würden.
Trotzdem: Ganz frei machen von dem, was die Fans bei Social Media schreiben, kann sich die Autorin nicht, gibt sie zu. Natürlich lese sie die Kommentare und nehme ein paar Stimmungen auf. “Das fließt natürlich auch in unsere Überlegungen mit ein und man fragt sich: Kommt das wirklich an? Funktioniert es wirklich? Es sind also keine konkreten Ideen, die wir aufnehmen, aber Stimmungen nimmt man schon wahr.”
Und wie sieht es mit den Darsteller:innen aus? Haben sie Einfluss auf die Storylines ihrer Figuren? “Was die konkrete Geschichtsentwicklung angeht, nicht”, so Theresa Schwarz. “Aber den großen Einfluss, den sie haben, ist natürlich, dass sich die Figuren automatisch ein bisschen an den Schauspieler annähern bzw. an das, was der Schauspieler daraus macht. Wenn wir jetzt eine Figur nehmen, wie zum Beispiel Carla – da steckt schon sehr viel Maria Fuchs drin, weil wir uns auch immer wieder von Maria inspirieren lassen. Insofern gibt es schon einen Einfluss von den Schauspielern.”
Apropos Carla: Maria Fuchs versprach erst kürzlich den Fans, sich bei den Autor:innen für ein Liebescomeback mit ihrer Figur und Philip einzusetzen. Wer weiß? Vielleicht übernehmen ja auch Theresa Schwarz und ihr Team diese Idee in eines der nächsten Scripte? Diese tüfteln nämlich bereits fleißig an der neuen Staffel. Erst kürzlich zogen sie sich für ein paar Tage in ein abgeschiedenes Hotel zurück, um den Kreativitätsfluss anzukurbeln. “Das hat den Hintergrund, dass wenn du kreativ sein möchtest, du auch manchmal spinnend durch die Gegend laufen musst – und das funktioniert in so einem Betrieb normalerweise nicht so gut”, berichtet Produzent Jan Diepers.
“Rote Rosen”: Erzählweise der Serie hat sich verändert
Nicht nur die Figuren unterliegen ständigen Veränderungen. Im Zuge der letzten Jahre hat sich auch grundlegend etwas an der Erzählweise der Geschichten von “Rote Rosen” getan. Und das ganz bewusst, betont Jan Diepers. Das habe unter anderem damit zu tun, dass nicht mehr nur linear während der TV-Ausstrahlung am Nachmittag eingeschaltet werde. “Die Anzahl der Online-Zuschauer hat sich seit 2020 verdoppelt und das liegt auch daran, dass wir zu anderen Sendezeiten gesehen werden können. Und dadurch können wir auch andere Menschen ansprechen und damit auch andere Geschichten erzählen.”
Hendrik musste sich mit dem Gedanken anfreunden, seine Kinder nicht mehr oft sehen zu können. Foto: NDR/ARD/Nicole Manthey
Während beispielsweise Kinder früher keine besonders große Bedeutung in den Geschichten der Serie gehabt hätten, weil dies für die Zuschauenden nicht relevant gewesen sei, sei das inzwischen anders, sagt Jan Diepers. “Jetzt erzählen wir eine Geschichte, die für ein Publikum interessant ist, das eigentlich im Rosen-Alter ist, also zwischen 35. und 49 Jahren. Zum Beispiel, dass Hendriks Ex die Kinder mit ins Ausland nehmen will und er Angst hat, die Kinder zu verlieren. Das ist etwas, was vielleicht nicht mehr für ein Publikum relevant ist, deren Kinder aus dem Haus gezogen sind. Aber für ein Publikum, das genau in diesen Patchworkfamilien lebt. Die sich in so einer Sendung Rat holen, denn das ist eine sehr wichtige Funktion von ‘Rote Rosen’ – Wissen, Rat und Hilfestellung geben.”
“Rote Rosen”-Macherin: “Wir sind noch lange nicht fertig”
Auch im Design habe sich die Serie verändert, um andere Zuschauer:innen anzusprechen: Seit der 18. Staffel ist nicht mehr nur die Hauptfigur im Vorspann zu sehen, sondern auch der Rest des Casts. “Wenn du etwas über die Ausrichtung einer Serie erfahren möchtest, musst du dir immer einen Vorspann anschauen”, so Jan Diepers.
Doch auch in Zukunft wird es noch viel Neues geben, ist sich Theresa Schwarz sicher: “Grundsätzlich glaube ich, dass gerade eine Daily Soap die Chance hat, sich immer weiterzuentwickeln und in verschiedene Richtungen zu gehen. Da kann man viel ausprobieren und da ist noch viel machbar, würde ich sagen. Wir sind noch lange nicht fertig.”